Wort für Sonntag

P. Georg Raiml SVD

Gott ruft und liebt als Erster
Das Evangelium des heutigen Sonntags ist genommen aus den Vorösterlichen Abschiedsreden Jesu, im Kreis seiner Jünger und in Erdennacht, wie sie Johannes schildert. Es sind Aussagen von einer Tiefentheologie und Höhenmystik – wie sie für Menschen der immerwährenden religiösen Beschaulichkeit gemacht scheinen; kaum für uns, Kreaturen der Industriezivilisation, deren religiöser Alltag, wenn überhaupt, dann auf andere Reize und Denkanstöße programmiert ist.
Im klassischen Altertum legte man großen Wert auf die letzten Worte berühmter Männer unmittelbar vor ihrem Tod, auf Lebens-Abschieds-Gespräche von Philosophen und religiösen Führern, auf letzte Offenbarungsreden gotterfüllter Menschen. Solche Abschiedsreden sind dokumentiert in der profanen Literatur der Antike, vor allem aber in der Welt der Bibel: Im AT stehen Abschiedsreden: aus dem Munde des Patriarchen Jakob, des Propheten Mose, des Königs David und anderer. Im NT stehen bekannte Abschiedsreden: des greisen Simeon im Tempel mit dem Jesuskind auf dem Arm (Lk 2,29-35) – des Stephanus unter der Todessteinigung (Apg 7,55-60) - des Paulus vor der Gemeinde in Ephesus (Apg 20,17-36) – dann die zahlreichen Abschiedsreden aus dem Munde Jesu: vor seinem Tod und nach seiner Auferstehung. Die ausdrückliche Bezeichnung Abschiedsrede gilt in der Kirche für jene Worte Jesu, die er in seiner letzten Erdennacht an seine Jünger gerichtet hat. Auffallend im Johannes-Evangelium, dass die Unterweisung des inneren Kreises der Seinen gleichsam komprimiert in der letzten Erdennacht erfolgt - wobei der Verräter Judas vorher in der Nacht verschwindet (Joh 13,30). In seiner letzten Erdennacht ist Jesus mit seinen Jüngern zusammen und redet letzte Worte zu ihnen, Worte, die Licht und Dunkel hinterlassen. die zur Nachahmung auffordern und zur Nachdenklichkeit zwingen.

Da ist seine beiläufige und unumstößliche Feststellung: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“_ Beim Eintritt in seine Nachfolge gibt es keine Anbiederung von interessierter menschlicher Seite, sondern nur den Anruf von seiner Seite: „Folge mir nach!" - Nüchtern, dramatisch und hintergründig sagt Markus hinsichtlich der Wahl der Zwölf: „Jesus stieg auf einen Berg und rief die zu sich, die er erwählt hatte, und sie kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit sie predigten und mit seiner Vollmacht Dämonen austrieben..." (Mk 3,13-15) - Menschheitsweit und interreligiös gilt die Regel: Nicht der Jünger erwählt den Meister, sondern der Meister ruft den Jünger Von sich und den Gläubigen gebraucht Paulus in seinen Briefen oft die Ausdrücke berufen, auserwählt, und er dankt Gott immer wieder für Berufung und Gnade, die den Gläubigen geschenkt worden sind. - Kommt es uns in den Sinn, zu danken für unser Bürgerrecht im Reich Gottes und unsere Zugehörigkeit zu Christus? Für unsere Zukunft über Tod und Weltende hinaus?-Zuweilen kann man hören: Gott sei Dank!– Wir sind soweit gesund. In einem alten Volkslied heißt es: Wenn du noch eine Mutter hast, so danke Gott und sei zufrieden!- Ist unser Herz mitbetend wach, wo es im 2. Hochgebet nach der Wandlung heißt: „Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen"?.-Schwingt unser Herz in Dankbarkeit. wenn wir in die Eucharistiefeier eintreten?- schon von der Wortbedeutung her eine Dankesfeier! Die Christen der frühen Kirche haben in der Erinnerung an das überwältigende Leiden und Sterben Jesu das eigene Leben als nicht mehr abreißende Dankesstimmung, als immerwährende Danksagung empfunden und ausgelebt.

Im Verhältnis zwischen Gott und Mensch ist Gott der Brückenbauer, der Schrittmacher. Gott kommt von sich aus auf den Menschen zu als Rufender und als Liebender. Gott ist der Erstliebende, daran erinnert die heutige Lesung aus dem 1. Johannesbrief: „Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt ... hat“ (1Joh 4,10) Gott offenbart seine Liebe zur Welt durch die Sendung seines Sohnes Jesus Christus. Dazu der Evangelist Johannes gleichsam als Intimkenner der Liebesaktivität Gottes: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat" (Joh 3,16).

Christus weiß sich von Gott geliebt, vom Vater geliebt - das macht ihn stark, das macht ihn zum großen Liebenden; er gibt die Liebe Gottes an uns weiter und verlangt von uns, dass wir diese Liebe an unsere Mitmenschen weitergeben: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt." (Joh 15,9) – „Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben" (Joh 13,34) - Natürlich geht es hier nicht um Liebe auf Befehl im gesetzgeberischen Sinn; durch die Erwähnung der Vokabel Gebot wird die Bedeutung der Forderung, des Auftrages Jesu hervorgehoben; unüberhörbar für damalige Ohren der Anklang an das erste und größte Gebot im mosaischen Gesetz.

Mensch wird man nur, indem andere einem ins Leben hereinhelfen: es muss gezeugt, ausgetragen, geboren, gesäugt und erzogen werden - man kommt sonst überhaupt nicht ins menschliche Leben hinein. Mensch wird man nur, indem man selber anderen im Leben weiterhilft - liebend weiterhilft als Mitmensch; man kommt sonst überhaupt nicht in das Land des ewigen Lebens, man kommt nicht an Gott heran, sondern bleibt in der ewigen Strafe verbannt (Mt 25,46): die apokalyptische Endgerichtsszene bei Matthäus ist wie ein kosmisches Standgericht, ohne Möglichkeit einer Berufung. Der allwissende Gott kennt und anerkennt nur einen Menschentyp: seinen menschgewordenen, geliebten Sohn - an ihm hat er sein Wohlgefallen, wie dies in der Tauf- und Verklärungsszene gezeigt wird (Mk 1,11; 9,7b).

Wer nicht Gestalt, Gesicht und Geruch des menschgewordenen Gottessohnes hat, der wird vom allwissenden Gott nicht gewusst, nicht erkannt und nicht anerkannt. Den Möchtegern-Jüngern, die Jesus letztlich nicht lieben, weil sie seine Worte nicht befolgen (Joh 14,24), gilt ein endzeitliches Gerichtswort aus dem Munde Jesu selber: „lch kenne euch nicht. Weg von mir!" (Mt 7,23), Aber seinen wahren Jüngern versichert er: „Der Vater liebt euch, weil ihr mich geliebt habt" (Joh 16,27). - Gott ist nicht einer, der unter anderem auch liebt - Gott ist die Liebe, so im Johannes-Brief der heutigen Lesung (1Joh 7,16). Lieblosigkeit macht menschenfeindlich und hässlich von innen heraus. Wenn wir dies mit leiblichen Augen sehen könnten, wir würden gewiss alles tun für unsere innere und eigentliche Figur
 
Politisch und kirchlich großgeschrieben ist heute die Parole: Gerechtigkeit und sind miteinander nur dann in Frieden, wenn sie einander lieben. Dazu gehören gleichermaßen die Rettungstat des Samariters (Lk 10,30-37) und die immerwährende Bereitschaft zum Verzeihen (Mt 18,21f). In liebender Zuwendung ist Christus seinen Jüngern und Zeitgenossen und den Menschen aller Zeiten gerecht geworden, Und er verlangt vorweg von denen, die seinen Namen tragen, dass sie einander gerecht werden in gegenseitiger Liebe. Massiv und wiederholt wird uns dies in den wenigen Sätzen des heutigen Evangeliums gesagt: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn jemand sein Leben für seine Freunde hingibt. - Bleibt in meiner Liebe! - Das ist meine Gebot: Liebet einander, so wie ich euch geliebt habe! Dies trage ich euch auf: Liebet einander!"- Mit diesen Worten ist damals schon einfach und grundlegend ausgesagt, was das heutige moderne Denken als einzige dynamische Verhaltensregel, als Moral gelten lässt: nämlich die Forderung nach dem zwischenpersönlichen Miteinander. Diese sozio-psychologische Revolution in der überkommenen Gesetzesmoral ergreift die Beziehungen von Mensch zu Mensch, aber auch die Beziehungen des Menschen zu Gott. In der Taufe ist uns die Erbschuld erlassen und eine Liebesschuld aufgeladen worden, an der wir lebenslang abtragen, ohne dass sie kleiner wird.
HL. MESSEN

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